😳 "Deshalb sind wir ja bei Dir und nicht bei ihm - weil Du nicht so bist!"
"Deshalb sind wir ja bei Dir und nicht bei ihm - weil Du nicht so bist!"
😳
Das hat mir ein Schüler (13) gestern im Ensemble-Unterricht sehr energisch entgegen geraunt. Ich musste erstmal schlucken, habe mir aber versucht nichts anmerken zu lassen.
Okay, ich muss etwas weiter ausholen:
Ich unterrichte jetzt schon mein halbes Leben Saxophon und habe somit Hunderte von SuS sämtlicher Altersgruppen (hoffentlich) viel beigebracht🤓.
Ich habe in all den Jahren als Pädagoge viel gelernt. Am meisten über das, was nicht so gut funktioniert hat.
Ich gebe es zu, ich war in den ersten Jahren oft frustriert vom Unterrichten und habe es immer als eine Art "Back-Up" zu meiner künstlerischen Tätigkeit gesehen.
Am schlimmsten war es, wenn SuS nicht geübt haben oder dem Unterricht nicht die Wertschätzung entgegengebracht haben, die ich mir gewünscht hatte. Oder auch einfach nicht so gespielt haben, wie ich es als gut empfunden hätte oder noch schlimmer:
...wenn ein Schüler mal den Mut aufgebracht hat, etwas anders zu sehen und meine Autorität somit (vermeintlich) in Frage stellte.
Ich war dann auch oft unpädagogisch und habe meinem Frust mitunter freien Lauf gelassen. 🤬🤦♂️
Darauf bin ich nicht stolz, aber es war wichtig für mich, um da hinzukommen, wo ich mit meinem heutigen Verständnis vom Unterrichten bin.
Pädagogik sehe ich nicht mehr als Back-Up.
Es ist eine eigene Kunstform❗️
Ich glaube auch immer fester daran, dass Pädagogik (egal in welchem Kontext) so oft nicht funktioniert, weil es nicht als eine eigene Kunstform empfunden wird.
Ich möchte jetzt nicht ausufern und hier über Kunst diskutieren - keine Sorge!
Aber eins möchte ich betonen: Kunst bedeutet für mich (auch) immer mit dem Unberechenbaren konfrontiert zu werden. Sowohl beim Betrachten/Anschauen/Erfahren als auch bei der eigenen künstlerischen Tätigkeit.
Und hier spanne ich nun den Bogen zu dem Statement des 13 jährigen Schülers.
Die Aussage war die Antwort darauf, dass ich ihm sehr deutlich zu verstehen gegeben habe, dass ich seine Proben-Einstellung an dem Tag nicht besonders gut fand...
Und ich mir sowas früher bei meinem alten Lehrer nicht getraut hätte!
🗣"Deshalb sind wir ja bei Dir und nicht bei dem- weil Du nicht so bist!"
Ich habe dann innerlich schnell umgeschaltet und mir wurde innerlich klar, was passiert ist.
Wenn ich meinen (berechtigten) Frust über eine Sache nach außen trage, dann kann ich heute nicht mehr davon ausgehen, dass jeder das akzeptiert und sich dadurch auch noch hochmotiviert fühlt.
13 Jährige sind im Jahr 2023 selbstbewusst und mutig.
Das ist eine Tatsache auf die wir stolz sein können! 🥳💪
Wir Erwachsenen, einschließlich mir, tun gut daran, hier nicht mit dem pädagogischen Slang der 90er Jahre um uns zu werfen.
Ich denke mal Dampf ablassen ist okay, aber gerade diese unterschwelligen Bemerkungen vergiften die Beziehungen im Instrumental-Unterricht.
Wie ist Deine Beziehung zu Deinem Lehrer oder Deiner Lehrerin? Ist Dir Empathie wichtig oder eher nicht? Schreib mir gern Deine Erfahrungen.✎📧
Ich bin froh, dass der Schüler mich gestern wieder einmal wachgerüttelt hat und mich daran erinnert hat, immer neugierig zu bleiben und aus jeder Situation das Beste herauszuholen. Egal wie die Umstände sind.
Ich kann es nicht ändern, wenn jemand
- schlecht geschlafen hat und übermüdet ist 😴
- Hunger hat 😠
- grad mitten im Gefühlschaos der Pubertät steckt 😵💫🙈
ABER ich kann es als Herausforderung und Chance begreifen, meinen eigenen pädagogischen Werkzeugkoffer zu erweitern und neue Möglichkeiten zu suchen, um auch aus solchen Stunden das Beste rauszuholen.
Letztendlich geht es immer um die Beziehungen die wir haben. Wenn die stimmen, dann lernen wir auch so viel besser, einfacher und schneller😌
Ich erinnere mich heute noch an meine eigenen Unterrichtsstunden im Studium, an der Musikschule oder in privaten Coachings, wo das so war.
Das war's diese Woche schon von mir. Nächste Woche erfährst Du von mir wieder ein paar praktische Tipps für Deine eigene Übe-Routine.
Bis dahin freue ich mich von Dir zu hören, wenn Du Fragen oder Anregungen hast.
Dein David 🎷